Nichts ist so schlecht, dass es nicht für irgendetwas gut wäre – Tag 1

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Es gibt eine Theorie, wonach man sich wesentlich glücklicher fühlt, wenn man sich jeden Abend für drei Dinge bedankt, die einen an diesem Tag erfreut haben. Dadurch, dass man sich die schönen Ereignisse noch einmal ins Gedächtnis ruft, lenkt man seinen Fokus automatisch auf die Sonnenseite des Lebens.

Ich hab mal irgendwo gelesen, dass sich das menschliche Gehirn schlechte Erfahrungen 11 mal stärker und auch 11 mal länger einprägt, als gute Ereignisse – höchste Zeit, dass wir mit einer wahren Flut guter Erlebnisse gegensteuern!

Ich vermeide hier das Wort „positiv“ so gut es geht, weil es den meisten Menschen schon zu den Ohren rauskommt. „Du musst POSITIV denken“ – einen Scheiß MUSS ich!

Im Übrigen sind schlechte Erfahrungen und Rückschläge auch gut für uns, wir reflektieren das Erlebte und hinterfragen: Wie hätte ich in der besagten Situation besser handeln können? Hätte ich anders reagieren sollen? Wollte ich überhaupt, dass das Schiefgelaufene tatsächlich funktioniert?

Oft sind Kopf und Bauch in wesentlichen Lebensfragen gegensätzlicher Meinung – ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, dass ich nur glücklich werde (glücklich, nicht nur  einigermaßen zufrieden), wenn ich meine Entscheidungen aus dem Bauch heraus treffe. Die ersten drei Sekunden sind Intuition, Bauchgefühl; danach schaltet sich das Hirn ein und macht alles zur Sau.

Ich höre schon die Gegenstimmen: „Um Gottes Willen, man muss das Hirn einschalten und nicht blauäugig durchs Leben laufen!“ Mir ist schon bewusst, dass ich nicht aus dem Bauchgefühl des fliegen wollens heraus aus einem Flugzeug springe, wenn mein Gehirn  darauf hinweist, dass ich keinen Fallschirm trage. Das hatte ich mit meinen Ausführungen auch nicht sagen wollen, manchmal ist die Vernunft lebenswichtig. 😉

Aber bei wem bedankt man sich denn jetzt jeden Abend? Bei wem MÖCHTET ihr euch denn bedanken? Beim Universum, Gott, den Engeln, euren Mitmenschen, euren Haustieren, Darth Vader – wie ihr wollt. Haupsache, ihr ruft euch die schönen Dinge des Tages ins Gedächtnis.

Ich persönlich bedanke mich wahlweise beim Universum, diversen Erzengeln und meinem Schutzengel. Es dauert auch gar nicht lange bis man merkt, dass es eigentlich an jedem noch so banalen Tag irgendetwas schönes gab. Oft fallen mir schon eine Stunde nach dem Aufstehen drei dankenswerte Dinge ein. Und das will was heißen, ich bin ein ausgemachter Morgenmuffel! Da wäre beipielsweise die Morgensonne, die augenblicklich die Laune hebt. Oder mein Angetrauter, mit dem ich morgens kuschel und der mir nicht selten einen netten Spruch aus dem Orakeltee (Yogitea, lecker) oder ein Stück Schokolade auf mein Frühstücksbrettchen legt. Und nicht zu vergessen die Katzen, welche mich jeden morgen mit kuschliger Zuverlässigkeit und wohligem Schnurren wecken.

Wofür sollte man sich eigentlich bedanken, wenn ein Tag so richtig, richtig kacke gelaufen ist? Wenn es den ganzen Tag regnet, man deprimiert ist, eine Absage nach der nächsten auf die Bewerbungen kommt? Nun: Wenn es regnet, hat man nicht den Freizeitdrang nach draußen zu müssen, womöglich noch zum Sport. Also bedankt man sich für die Möglichkeit eines gemütlichen Couchtages mit Kerze, Getränk und Belustigung der eigenen Wahl. Wenn man deprimiert ist kann man sich dafür bedanken, dass einen niemand mit nervtötenden Anrufen behelligt hat. Oder man bedankt sich dafür, dass einen genau der richtige Mensch angerufen hat. Wenn Bewerbungen nicht fruchten, bedankt man sich am besten dafür. Weil die Stelle vermutlich nicht das gebracht hätte, was man sich erhoffte. Und hat man dann seine Traumstelle, ist man froh, dass man den ganzen anderen Scheiß nicht annehmen musste.

Seht ihr, so geht Glück!

Eigentlich wollte ich die einleitenden Worte eher kurz halten – war wohl nix. Ich habe diesen Beitrag nämlich nicht ohne Grund geschrieben. Dieser Blog dient mir in gewisser Weise als Tagebuch. Wer diese 4 Beiträge (1, 2, 3, 4)  von mir kennt weiß, dass ich mich in den letzten 1,5 Jahren immer wieder mit einem Tierkreiszeichen herumschlagen muss, das sich auf gesundheitlichem Sektor alles andere als sensibel, hilfsbereit und mitfühlend zeigt. Um diesem Tier endgültig den Gar auszumachen, unterziehe ich mich jetzt, ein Jahr später, einer erneuten Chemotherapie. Folglich kam ich zu dem Schluß: Ich schreibe hier für die Dauer der Chemo jeden Tag eine kurze Notiz mit 3 Dingen, die mich an diesem Tag glücklich oder froh gemacht haben. Oder zumindest zum Lächeln gebracht haben. 🙂 Fangen wir also mit Tag 1 an:

  1. Die Chemo gestern hat mich total schwindlig gemacht. Die Gute Erkenntnis: Meine Lieblingsmusik, extrem laut aufgedreht, beseitgt den Schwindel! Mein Hirn ist so mit Party beschäftigt, dass es gar keine Zeit hat, über die Unpässlichkeiten nachzudenken. Das Ergebnis: PAAAARTEEEEY daheim, sooft es geht! ;D
  2. Gestern kam kurzzeitig die Sonne raus – herrlich!
  3. Ne Menge cooler Kostüm-Ideen fürs Sambafestival Coburg (das größte Sambafestival weltweit nach dem in Rio), ich muss meine lädierte Brust und meine nicht vorhandenen Haare gekonnt aus dem Blickfeld rücken und hebe dafür meinen Hintern in den Fokus. Da isse wieder, die Tussi in mir! ;D (Randnotiz: Ordentlich futtern, damit sie mich nicht im Naturkundemuseum als Ötzine ausstellen…)

So, das waren meine  dankenswerten Erkenntnisse des Tages, jetzt seid Ihr dran! Bedankt euch heute abend für 3 tolle Dinge, die euch gefreut haben und schreibt sie mir morgen in die Kommentare (so sie denn jungendfrei sind), ich würde mich freuen! 😉

2.6.2016: Es sei an dieser Stelle ein Nachtrag erlaubt, der auf widrige Umstände im Hause des Burgherren des Dampfbloque hinweist und seine Art, genau diese in amüsant positiver Betrachtungsweise zu verwursten – Herzlichen Glückwunsch zu einer solch lobenswerten Lebenseinstellung!

 

14 Kommentare zu „Nichts ist so schlecht, dass es nicht für irgendetwas gut wäre – Tag 1

  1. Eine wunderbare Idee! Ich sammel ja sowieso Freudenmomente, darunter auch Kleinigkeiten aus dem Alltag. Dankbar für eben diese Dinge zu sein ist sehr wichtig und geht viel zu oft unter!
    Danke für diesen tollen Beitrag!
    Liebe Grüße
    Julia

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    1. das kommt aus japan, hat sehr viel mit dankbarkeit zu tun und arbeitet nach einem ähnlichen konzept, wie du es in deinem beitrag beschreibst. u.a. schaust du dir dein leben unter bestimmten fragestellungen an. was hat jemand für mich getan, was habe ich für jemanden getan, was habe ich jd. anderem für schwierigkeiten bereitet. da siehst du die ganzen sonnenseiten im leben und fokussierst dich auch darauf. der blickwinkel verschiebt sich. gibt auch eine webseite (www.naikan.de), wenn es dich interessiert

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    2. Super, danke für den Tipp!
      Ja, ich interessiere mich sehr dafür, weil sich mein Leben durch den verschobenen Blickwinkel nachhaltig geändert hat.
      Liebe Grüße

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  2. Im Einkaufszentrum habe ich am Glücksrad eine Parfümprobe gewonnen.
    Ein Meeting ist für mich gut gelaufen.
    Eine Arbeitskollegin hat mir positives Feedback gegeben.
    Jetzt höre och eine tolle Hawai Playlist auf Itunes und denke an Strand und Sonne.

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