„Wenn meine Gattin aufwacht, nimmt sie gerne eine Tasse Tee mit etwas Gebäck.“

Ich liebe Ihn! Sein scharfsinniger, bisweilen bissiger Humor, verpackt in höfliche Dialoge und Konversationen. Ein Kavalier der alten Schule, der mit seinen Sketchen einen Fußabdruck im Hintern der Gesellschaft hinterlässt: Vicco von Bülow, bekannt und geliebt als „Loriot“.

Ich hatte an dieser Stelle vor, eine Geschichte zu schreiben, gepickt mit Zitaten aus Loriotfilmen und -sketchen. Jetzt sitze ich hier, wälze Bücher, lache mich scheckig und finde keinen Anfang. Sei’s drum, ich probiere es trotzdem!

Am Anfang war mein Englischlehrer… Er war es, der sich kurz vor den Ferien, wenn der Unterrichtsstoff durch war und er zu faul etwas Neues zu beginnen, den einzigen Fernseher auf der Etage geschnappt hat, um uns mit dem auschauen von Videos zu beglücken. Ja, in meiner Schulzeit hatten wir tatsächlich noch Videorekorder – wie die Zeit vergeht. Jedesmal schauten wir Loriot. Die Hälfte der Klasse schlief und die andere Hälfte, zu denen auch ich gehörte, sah die Loriot-Sketche mit wachsender Begeisterung. Unser Lehrer wollte uns damals diesen großen Künstler und die augenzwinkernden Botschaften hinter seinen Sketchen und Filmen näher bringen, wofür ich ihm sehr dankbar bin!

Da meine Fantasie heute nicht für die Erfindung einer Geschichte ausreicht, präsentiere ich dem geneigten Leser eine Auswahl meiner liebsten Film- und Sketchzitate von Loriot, sozusagen als Tribut an ihn und weil ich einfach gerade Lust dazu habe. Vielleicht erkennt ihr ja das eine oder andere und könnt genauso darüber schmunzeln, wie ich.

In Anlehnung an einen gestrigen Beitrag auf dem seppolog, welcher der Veröffentlichung von Büchern durch überambitionierte Blogger (zu denen ich übrigens ebenfalls gehöre) gewidmet ist, folgt hier mein erstes Lieblingszitat, welches aus der „Lesung des Dichters Frohwein“ in „Pappa ante Portas“ stammt:

“ ‚Melusine‘ … Kraweel … Kraweel! … tautrüber Ginst am Musenhain, trübtauber Hain am Musenginst … Kraweel! … Kraweel! … „

Vorgetragen mit größter Ernsthaftigkeit – so doof, dass es schon wieder gut ist!!

Ich lese weiter aus dem Drehbuch zu „Ödipussi“: Ein bejahrter Casanova und eine aufgedonnerte Blondine galoppieren in alberner Triebhaftigkeit über den Korridor. Das kann man heute noch beobachten; überall da, wo junge Frauen mit Blick auf ihren Wunsch-Lebensstandard versuchen, sich einen gut situierten und möglichst nicht mehr all zu reich an Lebensjahren beseelten älteren Herren zu angeln.

Und wenn wir schon mal dabei sind: Die Suche nach einem Partner könnte durchaus auch in einer Ehe wie dieser enden:

„…nur wenn dir nicht wohl ist, ist mir auch nicht wohl.“ Bei diesem Ehepaar rollen sich mir die Fußnägel hoch! Fast jeder von uns ist doch schon einmal Leuten begegnet, die sich größte Mühe geben nach außen hin die fleischgewordene Harmonie darzustellen. Renate (Evelyn Hamann) drückte es im Film sehr treffend aus: „Du und dein Mann, diese Milchsemmel! Ihr seid so wundervoll, dass es mich im Halse würgt!“

Der Zugfahrt schließt sich der Besuch beim 80.Geburtstag der Mutter von Hedwig und Renate an (Pappa ante Portas). Dort hören wir folgendes: Helmut, bei der Rede für seine Schwiegermutter: „80 Jahre! 80 erlebte Jahre, von denen 47 Ehejahre die schönsten waren.“  Sie: „Das ist mir neu!“

Renate und Heinrich liegen noch immer im Clinch, sind sich aber offenbar in einem einig: Das hamonische Getue von Schwester und Schwager nervt! Helmut: „Wir haben immer schon bemerkt, dass eurer Ehe die Wärme fehlt.“  Hedwig: „Die Wärme, die von innen kommt.“  Renate platzt endgültig der Kragen: „Jaaaa, die fehlt uns. Und leider fehlt uns auch euer harmonisches, fröhliches, dieses innige Füreinander…“ „…dieses wundervolle und doch so bescheidene Glück…“ (Heinrich) „…und die Heiterkeit, die von innen kommende Heiterkeit…“ (Renate) „…die fröhliche Basis für das harmonische Miteinander.“ (Heinrich)

Aber auch Helmut und Hedwig ist der Ehestreit nicht fremd, nachdem der Bürgermeister Hedwig ein „sehr unflätiges“ Kompliment machte. Hedwig zu ihrem Mann: „Ich glaube, der Herr Bürgermeister wollte mir eine Freude machen.“  Helmut: „Ich bin dieser Meinung nicht, und ich möchte dich daran erinnern, dass wir nie verschiedener Meinung sind.“ Hedwig: „Dann möchte ich dir empfehlen, dich meiner Meinung anzuschließen.“

Loriot hat die Eigenheiten der ehelichen Gemeinschaft auf den Punkt getroffen; es ist so witzig, weil es so wahr ist!

Wir begeben uns nun zu den allseits beliebten Vertretern. Besonders mit Weinverkostungen haben mein Angetrauter und ich so unsere speziellen Erfahrungen gemacht, auf die ich hier jedoch nicht näher eingehen werde. Aber eines sei gesagt: Folgende Szene kommt mir erschreckend bekannt vor!

Das ist Burgunder …(gießt aus der zweiten Flasche in dasselbe Glas)… und das ist Bordeaux!“

In unserem Fall probierten wir zuerst den Rotwein. Als das Glas leer war, wurde der Weißwein in dasselbe Glas eingeschenkt. An Professionalität ist das kaum zu unterbieten.

Was die Loriot-Weine aus dem Sketch angeht, habe ich zufällig einen Winzer gefunden, der die „Oberföhringer Vogelspinne“, den „Klöbener Krötenpfuhl“ und das „Hupfheimer Jungferngärtchen“ tatsächlich anbietet. Nein, ich bekomme kein Geld für Werbung, ich finde nur einfach die Idee genial.

Aber zurück zu den Vertretern: Eines der bekanntesten Zitate aus einem Loriot-Sketch stammt wohl vom Staubsaugerverteter Jürgens. Mutter Hoppenstedt hat es bei der Heimkehr ihres Ehegatten noch perfektioniert indem sie sagt: „Es saugt und bläst der Heinzelmann, wo Mutti sonst nur blasen kann.“ Jedes Jahr an Weihnachten läuft diese Folge, und jedes Jahr an Weihnachten klopfe ich mir wieder auf die Schenkel vor Lachen!

Aber bevor ich jetzt hier anfange sämtliche Filme und Sketche wiederzugeben schlage ich vor: guckt euch Loriot auf youtube an, der Mann war einer der größten Komiker unserer Zeit! Loriot und Evelyn Hamann – diese beiden sind unübertroffen!

Ich schließe mit einem weiteren Zitat des Künstlers:

„Also, ich persönlich würde sagen, dass des Lebens … also des Ernstes Lebens … auch heiter ist wie die Kunst … also des Ernstes Kunst auch heiter ist wie des Ernstes Leben … Lebens … das ist jedenfalls meine persönliche Meinung.“

 

2 Kommentare zu „„Wenn meine Gattin aufwacht, nimmt sie gerne eine Tasse Tee mit etwas Gebäck.“

  1. Traurig ist, dass viele zu dieser Form des Humors heute keinen Zugang mehr haben. Die Pointen erschließen sich nicht jedem. Ein gewisser M. B. ist da leichter bekömmlich, weil flach und polemisch. Ich finde ihn furchtbar, aber der Mann hat Erfolg.

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    1. Dadurch, dass sich der Sprachgebrauch sehr zu seinem Nachteil verändert hat („Mama, darf ich bitte ein Eis haben?“ / „Mama, kann ich’n Eis?“ Oder „Würden Sie das bitte nochmal wiederholen?“ / „Häh?“ und noch schlimmer „So muss Technik.“), werden auch Loriots Pointen nicht mehr verstanden. Und du hast recht, es ich wirklich traurig.
      Ein guter Witz hat oft mit „um die Ecke denken“ zu tun und macht auch erst dann richtig Spaß! Mir zumindest. Daher kann ich mit all zu flacher Mainstream-Comedy nicht so viel anfangen, denn über kurz oder lang ist es irgendwie immer dasselbe.

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